Gefahr im Glas: Was tun bei K.-o.-Tropfen-Verdacht?
Veröffentlicht: Montag, 11.08.2025 00:05

Zuerst Arzt, dann Anzeige
Stuttgart (dpa/tmn) - Plötzlich wird alles schwarz - und man erinnert sich kaum noch daran, was passiert ist. Für viele beginnt dieser Alptraum aus Filmriss, Kontrollverlust und Scham mit einem harmlosen Getränk.
K.-o.-Tropfen sind perfide, kaum wahrnehmbar und wirken schnell. Doch wie erkennt man überhaupt, dass man Opfer geworden ist? Welche Symptome sind typisch – und was ist im Ernstfall zu tun?
Im Interview erklärt Tina Elsner, Leiterin der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes, worauf man achten sollte, wie gefährlich Mischkonsum ist und welche Schritte im Verdachtsfall entscheidend sind. Wer Bescheid weiß, kann sich und andere besser schützen.
Woran merke ich, dass mir jemand Gift oder Drogen in meine Nahrung oder das Getränk gemischt hat?
Tina Elsner: Die Wirkung hängt immer davon ab, welcher Stoff untergemischt wurde. Häufig handelt es sich um umgangssprachlich als K.-o.-Tropfen bezeichnete Drogen, bei denen Opfer in der Regel schon 10 bis 20 Minuten nach der unbewussten Einnahme Übelkeit, Schwindel und plötzliche Schläfrigkeit empfinden.
Die flüssige Droge verlangsamt die Aktivitäten des Gehirns und des zentralen Nervensystems, wodurch man hilf-, willen- oder gar bewusstlos wird. Die genaue Wirkung hängt aber auch von der Dosierung und der körperlichen Verfassung des Opfers ab.
Eine Kombination von K.-o.-Tropfen mit Alkohol oder anderen Drogen ist besonders gefährlich. Häufig kann sich das Opfer danach gar nicht oder nur noch verschwommen daran erinnern, was passiert ist. Durch diesen Mischkonsum erhöht sich zudem das Risiko, einen gesundheitlichen Schaden davonzutragen. Bei einer zu hohen Dosis kann es bis zum Ersticken durch Atemlähmung kommen.
Wie gehe ich vor, wenn ich den Verdacht habe, dass mir K.-o.-Tropfen verabreicht worden sind?
Elsner: Wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihnen eine Form von K.-o.-Tropfen verabreicht wurde, etwa weil Sie motorische oder psychische Auffälligkeiten verspüren, die Sie sich nicht erklären können, sollten Sie nicht alleine bleiben. Suchen Sie sich schnell Hilfe und kontaktieren Sie oder Ihre Freundinnen am besten zügig anwesende Sanitäterinnen, suchen Sie eine Ärztin auf oder die nächste Notaufnahme eines Krankenhauses. K.-o.- Tropfen können nur wenige Stunden nach dem Konsum in Urin oder Blut nachgewiesen werden.
Erst danach sollten Sie sich an die Polizei wenden und Anzeige erstatten. Das ist notwendig, um andere vor dieser Gefahr zu schützen. Zudem können verschiedene Straftatbestände wie gefährliche Körperverletzung, Freiheitsberaubung, versuchte oder vollendete Vergewaltigung sowie Verstöße gegen das Betäubungsmittel- oder Arzneimittelgesetz erfüllt sein. Wenn möglich, sollten Sie vorab Beweise sichern, zum Beispiel, indem Sie das verdächtige Getränk aufbewahren.
Gibt es etwas, das ich in so einem Fall tunlichst unterlassen sollte?
Elsner: Bleiben Sie nicht alleine. Versuchen Sie, in der Nähe von Freunden oder vertrauenswürdigen Personen zu bleiben. Werden Sie nicht panisch. Bewahren Sie Ruhe und versuchen Sie, klar zu denken, um die Situation besser einschätzen zu können. Trinken Sie nicht weiter von dem verdächtigen Getränk.
Und: Gehen Sie nicht sofort nach Hause. Es ist sicherer, an einem öffentlichen Ort zu bleiben und sich zum Beispiel an eine Sicherheitsmitarbeiterin oder einen Sicherheitsmitarbeiter zu wenden.