Stahlgipfel im Kanzleramt: NRW fordert schnelle Entlastungen für kriselnde Branche
Veröffentlicht: Dienstag, 04.11.2025 16:11
Die deutsche Stahlindustrie ächzt unter massivem Druck. NRW erhofft sich vom Stahlgipfel in Berlin endlich konkrete Taten statt leere Worte.

Mit ThyssenKrupp sitzt einer der größten Player am 6. November am Verhandlungstisch, das Unternehmen muss tausende Jobs streichen, um überhaupt zu überleben. Bundesländer wie NRW, das Saarland, Niedersachsen und Brandenburg haben sich beim Bundeskanzler Gehör verschafft - denn die Probleme sind hausgemacht und drängend: Strompreise auf Weltspitzenniveau, Billigkonkurrenz aus Asien und eine Industrie, die schnell Hilfe braucht.
Wüst fliegt mit klaren Forderungen nach Berlin
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) lässt keinen Zweifel: Der billigere Industriestrompreis muss schnell kommen - möglichst sofort. Der NRW-Regierungschef verlangt auch, dass Unternehmen von zusätzlichen CO2-Abgaben zunächst verschont bleiben. Das bedeutet konkret: Die kostenlosen Zertifikate für CO2-Emissionen sollen länger ausgegeben werden als bisher geplant - eine finanzielle Entlastung, die für die Branche bedeutsam ist. Auch Wirtschaftsministerin Neubaur macht Druck: Sie erwartet vom Gipfel nicht weitere Diskussionen, sondern Entscheidungen. Das Signal ist klar: NRW will Taten sehen, nicht Versprechen.

Die Bundesregierung arbeitet an zwei Fronten
Die gute Nachricht für die Stahlindustrie: Die Bundesregierung ist bereits in Bewegung. An zwei großen Maßnahmen wird bereits gearbeitet, wie aus Berlin zu hören ist. Erstens der billigere Stromtarif: Die Gespräche mit der EU-Kommission sind in der heißen Phase, die EU-Kommission muss noch zustimmen – aber die Zeichen stehen offenbar auf grün. Bundeswirtschaftsministerin Reiche hat bereits ein klares Datum in den Raum gestellt: Zum 1. Januar 2026 soll der günstigere Stromtarif für die Industrie in Kraft treten.

Zölle sollen Dumping-Importe stoppen
Die zweite Maßnahme zielt auf die internationale Dimension ab: Deutlich höhere Zölle für Billigstahl aus Asien. Auch an dieser Front wird in Brüssel gearbeitet, die Zölle sollen erheblich steigen, um den europäischen und deutschen Stahlmarkt besser zu schützen. Mit diesem Doppelschlag - niedrigere Energiekosten plus höhere Einfuhrzölle - versucht die Bundesregierung, die Stahlindustrie konkurrenzfähiger zu machen. Ob diese Maßnahmen ausreichen, um ThyssenKrupp und andere Konzerne zu retten, wird sich zeigen. Aber für NRW ist klar: Das reicht noch nicht aus. Es muss schnell gehen.
Autor: José Narciandi (Mitarbeit: Joachim Schultheis)


